KIND ZUM SUIZID ÜBERREDET

Ein Vater, der seine 13-jährige Tochter zum Suizid überredet hatte, ist vom Hamburger Landgericht wegen Misshandlung Schutzbefohlener zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Der 45-jährige Kaufmann hatte zugegeben, das Mädchen im Dezember 2001 zur Einnahme eines Medikamenten-Cocktails überredet zu haben, damit seine zweite Frau zu ihm zurückkommt. Die Gymnasiastin überlebte die tödliche Dosis und musste mehr als drei Monate medizinisch und psychisch im Krankenhaus behandelt werden. Der bereits zehnmal vorbestrafte Vater von vier Kindern wurde außerdem wegen Autohandel-Betrügereien verurteilt. Der Angeklagte hatte seiner Tochter erzählt, in einem anderen Fall habe der Selbstmordversuch ihres Kindes eine Frau zur Rückkehr zu ihrer Familie bewogen. Daraufhin war die Schülerin gemeinsam mit ihrer 17 Jahre alten Schwester zum Friedhof Ohlsdorf gegangen. Dort hatte sie den tödlichen Mix eingenommen. Ihre Schwester rief nach einer halben Stunde Hilfe, weil das Mädchen lallte, schwankte und weinte, hieß es in der Anklage. Die 13-Jährige fiel ins Koma und lag tagelang auf der Intensivstation. "Die Tat bringt eine Gleichgültigkeit gegenüber der Gesundheit der Tochter zum Ausdruck. Der Angeklagte hat vorrangig eigensüchtige Ziele verfolgt", sagte der Vorsitzende Richter gestern in der Urteilsbegründung. Die Ehefrau ließ sich trotz des inszenierten Familien-Dramas von ihrem Mann scheiden. Erst ein Jahr nach der Rat erzählten die Schwestern von dem tödlichen Plan bei Therapeuten und der Kriminalpolizei. Erst dann zeigte die leibliche Mutter ihren Ex-Mann an. Seine beiden Töchter wollen, nach Angaben der Nebenkläger-Anwältin Jutta Heck, trotz allem weiter Kontakt zu ihrem Vater. "Sie sind ihm sehr emotional verbunden. Sie wollen das Vertrauen zu ihrem Vater wiedergewinnen, daran muss er arbeiten. (28.06.03) Suizid und dessen Prävention sind die zentralen Themen einer Tagung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die bis zum 4. Juli an der Griffith University im australischen Brisbane stattfindet. Insgesamt diskutieren Teilnehmer aus 14 verschiedenen Ländern über die aktuelle WHO-Studie "Suicide Prevention - Multisite Intervention Study on Suicide". In der Studie wird das Verhalten von Menschen, die sich das Leben nehmen, untersucht und kulturübergreifend verglichen. "Dies ist eine außergewöhnliche Gelegenheit, aus erster Hand die neuesten Forschungsergebnisse zu erfahren", so Diego De Leo, Leiter des Australian Institute for Suicidal Research and Prevention (AISRAP) der Griffith University. Die Wissenschaftler wollen diskutieren wie effektivere Suizidpräventionsstrategien in den einzelnen Staaten und länderübergreifend aussehen können. An dem Forschungsvorhaben nehmen Brasilien, China, Estland, Indien, der Iran, Sri Lanka, Südafrika und Vietnam teil. (01.07.03) Ein Beziehungsdrama ist offenbar die Ursache für das Blutbad mit zwei Toten und zwei Schwerverletzten am Montagabend im Berliner Stadtteil Kreuzberg gewesen. Laut Polizei wurde eine 39-jährige Frau von ihrem Freund erschossen, von dem sie sich kurz zuvor getrennt hatte. Der Täter schoss außerdem auf einen Passanten und traf einen Polizisten, der ihn festnehmen wollte. Die beiden Schwerverletzten schweben in Lebensgefahr. Nach der Schießerei beging der Täter offenbar Suizid. Der 38-Jährige aus Berlin-Treptow war gegen 17.25 Uhr auf die Frau zugegangen, die vor einer Kneipe in Kreuzberg beim Essen saß. Aus nächster Nähe schoss er der Frau in den Kopf. Sie starb noch am Tatort. Kurz darauf schoss der Mann auf einen Fahrradfahrer, der den Schützen stoppen wollte. Der 31-Jährige wurde schwer verletzt. Eine erste Meldung der Polizei, wonach der Mann am Tatort starb, wurde korrigiert. Danach gelang es dem Täter offenbar zunächst unterzutauchen. Aufgrund von Zeugenaussagen spürten ihn jedoch vier Polizisten auf. Sie stellten ihn eine Querstraße vom ersten Tatort. Auf Aufforderungen, die Hände hochzunehmen und sich zu stellen, reagierte er nicht, auch nicht auf die Androhung der Polizei zu schießen. Ein 43-jähriger Polizeihauptmeister ging auf den Mann zu. Daraufhin zog der seine Waffe und schoss den Beamten an, der schwer verletzt zusammenbrach. Eine Polizistin erlitt einen schweren Schock. Nach weiteren Schüssen auf andere Polizisten verschwand der Täter in einem Hausflur. "Kurz darauf wurde er in einem Hinterhof des Hauses liegend mit einer tödlichen Schussverletzung im Kopf gefunden, die er sich offenbar selbst zugefügt hatte", erklärte die Polizei. Zusätzlich habe der Mann auch einen Oberschenkeldurchschuss gehabt, den er vermutlich beim Schusswechsel mit der Polizei erlitten habe. Der Tatort war weiträumig abgesperrt worden. Die Polizei war mit rund 50 Beamten im Einsatz. (02.07.03) Im amerikanischen Gliedstaat Missouri hat ein Fabrikarbeiter drei Kollegen erschossen und vier weitere verletzt. Nach dem Blutbad in einem Produktionswerk in Jefferson City flüchtete der Täter und nahm sich das Leben. Sein Motiv war zunächst nicht bekannt. "Wir stehen am Beginn sehr komplexer Ermittlungen", der Polizeichef. Zwei Angestellte der Modine-Fabrik, in der Luft- und Ölfilter für Motoren hergestellt werden, starben am Dienstagabend noch am Tatort. Ein drittes Opfer erlag später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Ersten Ermittlungen zufolge beging der mutmaßliche Täter nach einem Schusswechsel mit der Polizei Suizid. (02.07.03) Was treibt einen Achtklässler dazu, auf seine Lehrerin zu schießen und sich dann selbst zu töten? Ersten Erkenntnissen zufolge war der Realschüler aus dem bayerischen Coburg weder ein Einzelgänger noch durch Aggressionen aufgefallen. Die Waffen hatte sich Florian K. aus dem Tresor des Vaters besorgt. Um 8 Uhr stand in der Klasse 8a zunächst Biologie auf dem Unterricht. Der Staatsanwalt sagte auf einer Pressekonferenz am Mittag, Florian K. habe laut Zeugenaussagen bereits während der ersten Stunde eine Waffe im Klassenraum gezeigt. Einigen Mitschülern habe der 16-Jährige sogar Patronen als Souvenir geschenkt. In der zweiten Stunde, nur wenige Minuten nach Beginn der Deutschstunde, habe sich der Jugendliche dann plötzlich erhoben, auf die Tafel gezielt und zweimal abgedrückt. Die Lehrerin, die der Klasse der Tafel den Rücken zudrehte, sei nur knapp verfehlt worden. Lehrerin und Schülern gelang die Flucht. Einen Schulkameraden behielt Florian K. jedoch bei sich. Zu dem Jungen habe er gesagt: "Ich brauche dich noch". Eine andere Lehrerin, nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelte es sich um die Schulpsychologin, sei dann auf das Klassenzimmer zugegangen, in dem der Schütze seinen Mitschüler festhielt. Der Jugendliche habe auf die Frau geschossen, die Kugel durchschlug ihren Oberschenkel. "Wir gehen davon aus, dass der Schuss nicht gezielt war", sagte der Staatsanwalt. Der Lehrerin konnte sich in Sicherheit bringen, der andere Schüler war jedoch immer noch mit Florian K. in dem Zimmer. Der habe dann aus seinem Rucksack eine großkalibrige Waffe gezogen, sich in den Mund geschoben und abgedrückt. Die Waffen stammen aus dem Besitz des Vaters. Der Mann hatte sie den Angaben zufolge in einem Tresor zuhause aufbewahrt. Offensichtlicht war es Florian K. gelungen, in den Besitz des Tresorschlüssels zu gelangen, aus dem er die Waffen entwendete. Der Vater ist den Angaben zufolge Mitglied in einem Schützenverein. Der Großvater des Jungen ist laut Ordnungsamt Waffensachverständiger der Stadt Coburg. Über die Motive des Schülers herrscht bislang Unklarheit: Florian K. sei ein eher zurückhaltender Schüler gewesen, der nicht durch Aggressionen aufgefallen sein, sagte die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier. Der Junge sei zwar kein brillanter Schüler gewesen. Dennoch hätte er das Klassenziel erreicht. Im ersten Halbjahr seien seine Noten gut gewesen, sagte Hohlmeier. Im zweiten Halbjahr hätten seine Leistungen aber deutlich nachgelassen. Woran das gelegen habe, sei nicht bekannt. So habe er im Fach Musik bis zu den Weihnachtsferien auf einer 1 gestanden. Im zweiten Halbjahr stand der Junge dann plötzlich auf einer 6, sagte Hohlmeier. (02.07.03)